Die "Celeste" trifft damit am Dienstag (20.30 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) auf die Niederlande, die zuvor Brasilien 2:1 bezwungen hatten.
Ghana sah in der 121. Minute bereits wie der Sieger aus, gab den erstmaligen Einzug in ein WM-Semifinale aber in der letzten Sekunde doch noch aus der Hand.
Bitteres Ende für Ghana
Dabei schockierte Sulley Muntari Uruguay in einer umkämpften Partie
zunächst mit seinem 36-m-Tor in der Nachspielzeit der ersten Hälfte
(45.+2), Diego Forlan schaffte aber per Freistoß (55.) den
Ausgleich.
In der dramatischen Verlängerung scheiterte dann Ghanas Asamoah Gyan zunächst mit einem Strafstoß nach Suarez-Torraub in der Nachspielzeit (121.) an der Querlatte, ehe John Mensah und Dominic Adiyiah beim folgenden Elferkrimi die Nerven versagten.
Nicht so Sebastian Abreu, der mit seinem Schupfer im entscheidenden Elfer Uruguays Traum vom dritten WM-Titel nach 1930 und 1950 am Leben hielt.
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©Bild: AP/Bernat Armangue |
Muntari nutzt seine Chance
Ghanas "Black Stars" mussten auf den gesperrten Andre Ayew
verzichten, der im Achtelfinale in der Verlängerung noch mit einem
weiten Pass das Siegestor gegen die USA eingeleitet hatte.
Statt des 20-jährigen Sohns von Abedi Pele durfte Muntari von Champion-League-Sieger Inter Mailand sein Glück versuchen und nutzte seine Chance.
Uruguay hat das Spiel in der Hand
Erste Möglichkeiten für Uruguay aus zwei Eckstößen nach rund fünf
Minuten brachten nichts ein. Auf der Gegenseite verzog Kwadwo
Asamoah einen Schuss deutlich (8.).
Uruguay dominierte und erarbeitete sich weitere Chancen wie jene, als Ghana-Torhüter Richard Kingson einen von John Mensah abgefälschten Forlan-Corner gerade noch mit dem Kopf abwehren konnte (18.).
Ghana konnte die Partie nicht unter Kontrolle bringen, und Luis Suarez hatte mit einem ansatzlosen Schuss von der Strafraumgrenze die nächste Möglichkeit auf die Führung (26.), doch einmal mehr mischte sich Kingson erfolgreich ein.
Ghana macht sich bemerkbar
Es dauerte eine halbe Stunde, ehe sich die Afrikaner erstmals vor
dem gegnerischen Tor bemerkbar machen konnten. Ein wuchtiger
Kopfball von Isaac Vorsah strich knapp an der linken Stange vorbei
(30.).
Es war der Startschuss für Ghana, das nun besser ins Spiel fand.
Nur eine Minute später legte Kevin-Prince Boateng ein unwiderstehliches Solo hin und bediente Gyan mit einem perfekten Stanglpass. Doch der Rennes-Stürmer schob den Ball um Zentimeter am Tor vorbei.
Fucile hebt ab und schlägt hart
auf
Den Südamerikanern lief das Spiel weiter davon. Kapitän Diego Lugano
(38.) musste angeschlagen aus dem Spiel, für ihn kam Andres Scotti.
Dann sorgte Jorge Fucile nach einer Flugeinlage im Kopfballduell mit Samuel Inkoom für bange Momente, als er auf die Schulter krachte und kurz scheinbar bewusstlos auf dem Boden liegen blieb. Doch nach einer Schrecksekunde konnte der Porto-Verteidiger weiterspielen (42.).
Muntari trifft aus 36 Metern
Ghana ließ sich nicht aus dem Rhythmus bringen, und als die Teams
mit den Gedanken bereits in der Kabine waren, hieß es plötzlich 1:0.
Muntari hämmerte den "Jabulani" aus 36 Metern mit 101 km/h in die Maschen. Uruguays Muslera streckte sich bei dem Aufsitzer vergeblich. Ein Freudentänzchen der "Black Stars" war die Folge.
Forlan zaubert den Ball ins Tor
Die "Celeste" erkannte die Lage und drückte nach der Pause auf den
Ausgleich, der spürbar in der Luft lag. Die Offensive wurde mit dem
1:1 belohnt. Forlan versenkte einen Freistoß von rechts unter der
Latte (55.)
Ghanas Schlussmann Kingson, bei seinem Stammclub Wigan nur der dritte Tormann, machte dabei allerdings auch zur falschen Zeit einen Schritt zur falschen Seite.
Auf der Suche nach der
Entscheidung
Das Spiel nahm jetzt nochmals Fahrt auf, beide Teams suchten die
Entscheidung. Muslera hatte ernsthafte Schwierigkeiten mit einem
Gyan-Schuss, Boateng wurde im Strafraum am Trikot zu Boden gezogen,
ein Elferpfiff blieb jedoch aus (66.).
Es entwickelte sich eine Pattstellung auf hohem Niveau, jeder Ball war hart umkämpft. Kein Team wollte dem Gegner etwas schenken, oft vereitelten Abspielfehler mögliche Angriffe. Chancen ergaben sich daher hauptsächlich aus Weitschüssen, kamen ab und zu doch die Stürmer durch, klärten die Torleute.
Einsatz, der sich nicht lohnt
In den Schlussminuten erhöhte Ghana den Druck noch ein letztes Mal,
Tor wollte jedoch keines mehr gelingen. Uruguays Verteidiger warfen
sich in jeden Schuss, und so ging die Partie in die Verlängerung.
Das Spiel veränderte seinen Charakter nicht, voller Einsatz prägte auch die Extrazeit. Das Bewusstsein, dass jeder Ballverlust einer zu viel sein könnte, beherrschte die Spielweise beider Teams.
Die Ereignisse überschlagen sich
Ghana drängte in der Schlussphase jedoch auf die Entscheidung, und
die 121. Minute überbot dann noch alle 120 Minuten davor an
Dramatik.
Nach einem Freistoß Sekunden vor Schluss rettete Suarez zunächst mit dem Knie für Uruguay auf der Linie, den "Nachköpfler" konnte der Ajax-Amsterdam-Kapitän nur noch mit der Hand aus dem Tor schlagen: Suarez sah Rot, und Gyan bekam den Matchball per Strafstoß aufgelegt.
Doch er donnerte den Elfer an die Querlatte, und die Partie musste in einem "echten" Elferschießen entschieden werden.
"Black Stars" verglühen im
Elferschießen
Dabei schoss Mensah aus dem Stand zu schwach, Pereira jagte gleich
darauf den Ball hoch über das Tor. Doch Adiyiah machte es seinem
Kapitän nach und schoss zu schwach und unplatziert. Muslera hatte
kaum Probleme.
Abreu blieb hingegen eiskalt und schupfte den Ball in Panenka-Manier zur Entscheidung ins Tor.
Martin Wagner, ORF.at
WM-Viertelfinale
Freitag: Uruguay - Ghana 1:1 (0:1) n.V., 4:2 i.E.
Johannesburg, Soccer-City-Stadion, 84.000 Zuschauer, SR Benquerenca (POR)
Tore: Muntari (45.+2) bzw. Forlan (55.)
Gyan vergab in der 121. Minute einen Elfmeter.
Rote Karte: Suarez (120./Torraub)
Gelbe Karten: Fucile, Arevalo, Perez bzw. Pantsil, Sarpei, Mensah
Elferschießen:
1:0 Forlan verwertet sicher
1:1 Gyan ins rechte Kreuzeck
2:1 Victorino trifft
2:2 Appiah gleicht aus
3:2 Scotti flach ins Eck
3:2 Mensah vergibt
3:2 Pereira über das Tor
3:2 Adiyiah vergibt
4:2 Abreu verwertet Matchball
Uruguay: Muslera - M. Pereira, Lugano (38./Scotti), Victorino, Fucile - Perez, Arevalo, A. Fernandez (46./Lodeiro) - Cavani (76./Abreu), Forlan, Suarez
Ghana:
Kingson - Pantsil, John Mensah, Vorsah, Sarpei - Annan - Inkoom
(73./Appiah), Asamoah, K.-P. Boateng, Muntari (88./Adiyiah) - Gyan